Überlegungen zum Projekt einer wissenschaftlichen Edition der Werke Leopold von Rankes (1795-1886) (»Kieler Denkschrift«) von Birgit Aschmann, Jürgen Elvert und Michael Salewski
1.) Zum gegenwärtigen Stand der Ranke-ForschungDas Interesse am Werk Rankes ist in der Geschichtswissenschaft ungebrochen. Das bestätigen die im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten zum 200. Geburtstag und 100. Todestag entstandenen Publikationen[1], in denen der Auseinandersetzung der neueren Geschichtswissenschaft mit Ranke ein breiter Raum zugebilligt wird. Gerade die jüngere Ranke-Forschung scheint Impulse aus den Theorie-Debatten seit den 70er Jahren zu beziehen, da diese unmittelbar dazu anregten, sich erneut mit dem «Gründervater» der modernen Geschichtswissenschaft zu beschäftigen. Die Aktualität der Auseinandersetzung mit Ranke ist angesichts seiner Bedeutung als einem der Begründer der Disziplin evident. Bei der Fülle der zu diesem Thema erschienenen Veröffentlichung muss daher die Beobachtung um so mehr erstaunen, dass die Beschäftigung mit Ranke selbst eigentümlich oberflächlich blieb. Vorrangig geht es den Autoren nicht um eine Analyse der Werke Rankes, sondern um die eigene Positionsbestimmung innerhalb der aktuellen Diskurse. Ranke wird oftmals für die Selbstverortung bzw. -abgrenzung ambitionierter Wissenschaftler herangezogen, wobei die Ausgangsbasis solcher Positionierung offenbar weniger das tatsächliche Werk als vielmehr das Bild Rankes ist, das sich im Laufe der Historiographiegeschichte von diesem Historiker festgesetzt hat. Dabei stehen derartige Ranke-Bilder nicht selten im Widerspruch zu Rankes eigentlichen Intentionen.
Um den Leistungen Rankes gerecht zu werden, ist es daher zwingend geboten, derartige Ranke-Bilder von interpretativen Überlagerungen aus inzwischen selbst oft historisch gewordenen Geschichtsverständnissen heraus zu befreien und Rankes Werke möglichst ohne Vorurteile in den Kontext einzuordnen, in dem sich die moderne Geschichtswissenschaft vom Ende des 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entfaltet hat. Um den «authentischen» Ranke rekonstruieren zu können, ist es allerdings unerlässlich, sich erneut dem von ihm hinterlassenen Oeuvre zuzuwenden und es in vollem Umfang zur Kenntnis zu nehmen.
Die bisherige Überlieferungslage des Ranke'schen Werkes ist jedoch unbefriedigend: Bis auf den heutigen Tag gibt es trotz der allgemein anerkannten Relevanz Rankes keine kritische Gesamtausgabe, die modernen wissenschaftlichen Kriterien genügt. Die defizitäre Quellenlage und die wissenschaftlich unzureichende Aufbereitung des publizierten Materials wirken um so grotesker, als es schließlich Ranke selbst war, der die historische Quellenkritik etablierte.
2.) Bisherige Editionen
Die bisherigen Ranke-Editionen genügen, von einzelnen Editionen wie beispielsweise Bd 2 der Reihe «Aus Werk und Nachlass» (Ausgabe der «Epochen») abgesehen, strengen historisch-kritischen Ansprüchen nicht. Die aktuelle Editionslage sei kurz umrissen: Noch zu seinen Lebzeiten wurden 48 Bände in einer von Ranke selbst autorisierten Fassung bei dem Verlag Duncker & Humblot in Berlin unter dem Reihentitel «Sämtliche Werke » herausgegeben. Aus dem Nachlass erschienen in dieser Reihe posthum sechs weitere Bände, die vom Ranke-Schüler Alfred Dove bearbeitet und nach dessen Ermessen, also nach oft recht subjektiven Maßstäben, wie u.a. nach politischen und arbeitsökonomischen Gesichtspunkten, ausgewählt worden waren. Ebenfalls noch von Ranke ediert, erschienen 1877 die «Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürst von Hardenberg» sowie die «Weltgeschichte», die in neun Teilen zwischen 1881 und 1888 veröffentlicht wurde. Aus seinem Briefwechsel plante Ranke die Herausgabe einer Auswahl, die jedoch erst nach seinem Tod von A. Dove vorgenommen und im letzten Band der «Sämtlichen Werke» aus dem Nachlass publiziert wurde. Die weit verstreuten Brieffunde und Einzelveröffentlichungen an z. T. entlegenen Orten ließen Hans F. Helmolt schon 1921 ein «Epistolarium Rankeanum», eine Gesamtausgabe der Korrespondenz, dringend geboten scheinen.[2]
Während dieser Zeit blieb der Wunsch nach einer Gesamtausgabe aller Schriften Rankes stets präsent. 1921 beschloß Paul Joachimsen, den erst kurz zuvor der Preußischen Staatsbibliothek überlassenen Ranke-Nachlaß im Rahmen einer historisch-kritischen Ranke-Gesamtausgabe nutzbar zu machen, und nahm das Großprojekt unter der Schirmherrschaft der Deutschen Akademie in München in Angriff. Zunächst begann Joachimsen mit der Überarbeitung der «Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation » (6 Bde.), wobei er die zuvor publizierten Texte sorgsam mit der handschriftlichen Grundlage und weiteren Entwürfen verglich. Dieses mühselige Procedere hatte allerdings schon Joachimsens Mitarbeiter Georg Küntzel bei der Herausgabe der «Zwölf Bücher preußischer Geschichte» (3 Bde.) aufgegeben. Als Joachimsen 1930 starb, wurde das ambitionierte Projekt zunächst nicht weiterverfolgt.
Erst dreißig Jahre später regte die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine umfassendere Erschließung des Ranke'schen Nachlasses an. Unter der Leitung von Theodor Schieder wurde nun erwogen, den Plan von Joachimsen wieder aufzugreifen. Während einer Zusammenkunft am 1. Juni 1961 kam das auf Einladung der Historischen Kommission versammelte Expertengremium jedoch sehr schnell überein, dass aus Mangel an Kraft und Mitteln eine Gesamtedition nicht in Frage käme. Statt dessen entschied sich das Gremium für eine begrenzte Edition nachgelassener Manuskripte. Daraus gingen die vier Bände der historisch-kritischen Edition «Aus Werk und Nachlass» hervor, die von Theodor Schieder und Walther Peter Fuchs zwischen 1964 und 1975 herausgegeben wurden. Im ersten Band «Tagebücher» sind zudem Kommentare, Randnotizen o.ä. erfasst. Der zweite Band «Über die Epochen der neueren Geschichte» versammelt die 1854 ohne Manuskript vor Max II. von Bayern gehaltenen Vorträge – auf der Grundlage einer heimlich angefertigten stenographischen Mitschrift durch einen königlichen Sekretär. Der dritte Band «Frühe Schriften» umfasst die zwischen 1807-1824 von Ranke geschriebenen Werke, und der vierte Band setzt sich aus Vorlesungseinleitungen zusammen, in denen Ranke seine geschichtstheoretischen oder historiographischen Reflexionen darzulegen pflegte. Ein fünfter Band hatte die Vorlesungen zur neueren Geschichte selbst veröffentlichen sollen, war aber infolge diverser technischer Schwierigkeiten (s.u.) nicht zur Durchführung gelangt.
Doch selbst diese historisch-kritische Edition kann nicht vollständig zufrieden stellen: Es fehlen beispielsweise mit den Vorlesungen nicht nur ganze Quellenbestände bzw. Textgattungen, auch die publizierten Ausgaben sind z.T. in sich unvollständig, indem sie erstens auf einer subjektiven Auswahl beruhen und zweitens durch eigenhändig vorgenommene Kürzungen für heutige Fragestellungen interessante Informationen vorenthalten. Derartige Vorwürfe sind ebenso an den von W. P. Fuchs herausgegebenen Briefwechsel zu richten. Überdies wäre gerade dieses Briefwerk dadurch zu ergänzen, dass nicht nur die Briefe aus Rankes Feder, sondern auch die an ihn gerichteten berücksichtigt würden. Erst so ließen sich Entwicklungen und Einfluss des Ranke'schen Gedankenguts stichhaltig rekonstruieren.
3.) Zur geplanten Edition
Die nunmehr am 22. April 1999 in Wiehe (Thüringen) unter der Leitung des Vorsitzenden der Ranke-Gesellschaft, Prof. Dr. Michael Salewski, und am 28. September 1999 in Tutzing (Bayern) unter der Leitung des damaligen Geschäftsführers der Ranke-Gesellschaft, Priv.-Doz. Dr. Jürgen Elvert, zusammengekommenen Ranke-Experten[3] haben einmütig den unbefriedigenden Zustand der Überlieferung Ranke'scher Texte beklagt und eine kritische Gesamtedition als dringendes Desiderat eingefordert. Das Werk Rankes müsse endgültig auch mit Hilfe jener kritisch-historischen Methoden erschlossen werden, um deren Einführung in die Geschichtswissenschaft Ranke sich verdient gemacht habe. Gleichwohl haben insbesondere diejenigen, die in frühere Editionsprojekte involviert waren, auf die Probleme hingewiesen, die einer auf Vollständigkeit angelegten Gesamtedition entgegenstehen würden.
So sind einige der publizierten Schriften Rankes schon deshalb nicht mehr mit dem Original-Manuskript abzugleichen, weil ein Teil des Ranke-Nachlasses im Laufe des Krieges verbrannte oder zumindest verschollen ist. Darüber hinaus bietet nicht nur Rankes Handschrift, die sich jedem schnellen Entziffern sperrt, erhebliche Schwierigkeiten. Insbesondere die spezifische Arbeitsweise des Historikers macht eine Rekonstruktion von Originaltexten problematisch: Durch das Ausschneiden und Einkleben älterer Versatzstücke in neuere Texte wurden erstens die früheren Vorlagen zum unvollständigen und unverständlichen Torso und zweitens die späteren Versionen zu einem Palimpsest, in dem z.T. bis zu sechs Zeitebenen einander überlagern. Hinzu kommt die Eigenart Rankes, die Manuskripte in wohlformuliertem, ausgefeiltem Stil zu beginnen, um schließlich in kryptischen Stichworten oder völlig abrupt zu enden, wobei spätere Einschübe zwischen den Zeilen in mikroskopischer Schrift die Lektüre zusätzlich erschweren. Da die Transkription Ranke'scher Handschriften aus diesen Gründen einen erheblichen zeitlichen Aufwand bedeutet, wären Möglichkeiten zu eruieren, die strikte Ausleihpraxis der Staatsbibliothek Berlin zu umgehen, deren Umstellung von einer zunächst großzügigen Handhabung auf ein rigoroses Ausleihverbot das frühere Projekt der Veröffentlichung der Vorlesungen im Rahmen der «Werk und Nachlass»-Edition zum Scheitern brachte. Logistische und finanzielle Schwierigkeiten birgt zudem die Verlagerung eines Teils des Ranke-Nachlasses in die Bibliothek von Syracuse (USA).
Angesichts dieser Problemlage einerseits, aber der Dringlichkeit des Anliegens einer Neuedition Rankes andererseits kam die Kommission zu folgenden Resultaten:
1. Da eine auf Vollständigkeit angelegte Gesamtedition sich offenbar schon aufgrund der kriegsbedingten Verluste von Teilen des Nachlasses nicht würde realisieren lassen, soll das «Machbare» die Präferenz vor dem «theoretisch Möglichen» erhalten. Damit ist der Verzicht auf Vorsätze verbunden, die unerfüllbar sind oder einen unkalkulierbar hohen Zeitaufwand bedeuten würden. Das Projekt soll somit von vornherein als eine Auswahledition im Sinne einer «machbaren» Gesamtedition konzipiert werden.
2. Gleichwohl wird eine möglichst umfassende Edition angestrebt. Neben einem unerlässlichen Basisprogramm soll zugleich eine Option für offene Zusatzmöglichkeiten geschaffen werden. Auf diese Weise wird zumindest die Aussicht erhalten, womöglich durch in Nachtragsbänden zu publizierende spätere Funde doch noch eine asymptotische Annäherung an eine Vollständigkeit der Überlieferung zu erreichen.
Daraus würde sich folgendes Basisprogramm ergeben:
1. Das Erstlingswerk
Gemeint sind die «Geschichten der romanischen und germanischen Völker» und die Schrift «Zur Kritik neuerer Geschichtsschreiber», die gemeinsam im Jahre 1824 erschienen sind. Der Text der ersten Auflage wäre, mitsamt allen einschlägigen Papieren aus dem Nachlass, mitzuteilen und zu kommentieren, eine umfassende Vorstellung von der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte dieses grundlegenden Werkes zu vermitteln. Außerdem käme es darauf an, die wesentlichen Änderungen, die Ranke in der zweiten Auflage von 1875 vorgenommen hat, zu erfassen und im Zusammenhang mit der Entwicklung von Rankes historiographischer Fragestellung insgesamt zu erläutern. Für eine erstmalige historisch-kritische Ausgabe in diesem Sinne spricht nicht nur die relativ günstige Quellenlage, sondern auch ein weit gediehenes Maß an Vorarbeiten in der neueren Ranke Literatur.
2. Aus Politik und Zeitgeschichte
In diesem Teilbereich wäre der Gesamtcorpus der Ranke'schen Schriften zur Politik und Zeitgeschichte (auch die noch ungedruckten, in den Archiven erst aufzuspürenden Denkschriften) zu erfassen, ebenso der Textcorpus der «Historisch-Politischen Zeitschrift».
3. Edition weiterer Werke
Hier müssen die bisher mangelhaft edierten Werke (zunächst «Fürsten und Völker», «Päpste», «Französische Geschichte», «Englische Geschichte») nach dem Muster des Erstlingswerks, d.h. unter Einbeziehung des Nachlasses und der verschiedenen Auflagen, überarbeitet werden. Die jeweiligen Einleitungen und Kommentare hätten den auch hier oft nicht unbeträchtlichen Wissensstand der Ranke-Literatur auszuschöpfen. Zug um Zug soll damit die bisherige Ausgabe der «Sämtlichen Werke» ersetzt werden.
4. Ungedruckte Schriften
Dieser Arbeitsabschnitt muss sich - im Sinne einer Fortsetzung der Publikationen aus dem Nachlass - zunächst auf das bislang unbekannte bzw. ungedruckte oder an entlegenen Orten publizierte Material, z.B. die Vorlesungen, konzentrieren. Dabei sollten vorrangig die Vorlesungen zur «Neuesten Geschichte» (seit 1763) und zur «Geschichte unserer Zeit» veröffentlicht werden, da Rankes Ansichten zum späteren 18. Jahrhundert und zu seiner «Zeitgeschichte» grundlegend für seine gesamte historische Sicht sind und derart ausführlich und zusammenhängend nur in den Vorlesungen präsentiert werden. An dieser Stelle sei auf die Bedeutung der Edition der gesamten bekannten Ranke-Korrespondenz hingewiesen, in der sowohl das bislang Gedruckte als auch das bisher Ungedruckte zusammengetragen und kommentiert wird, wobei sowohl die Briefe von Ranke als auch die an ihn gerichteten aufgenommen werden sollen. Prof. Muhlack strebt derzeit eine Gesamtedition des bekannten Briefwerks an. Hier wäre es wünschenswert, wenn ein Synergieeffekt mit dem Editionsprojekt hergestellt werden könnte.
5. Nachlassverzeichnis, Verzeichnis des Syracuse-Bestandes, Verzeichnis der Primär- und Sekundärliteratur
Mehrfach wurde von Teilnehmern auf die Bedeutung einer weitgefassten «Ranke-Bibliographie» unter Berücksichtigung der Primär- und Sekundärliteratur verwiesen. Hier wäre auch der Ort, um ein Nachlassverzeichnis sowie das Bestandsverzeichnis aus Syracuse zu edieren.
Zusätzlich zu diesen fünf Kernarbeitsbereichen wäre die Einrichtung eines Arbeitskreises oder Kuratoriums anzustreben, der/das einerseits den Fortschritt des Editionsvorhabens überwacht, andererseits aber auch als «Schnittstelle» zwischen dem Projekt und einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit dienen soll. Hier könnten Reaktionen der Fachwelt das Projekt betreffend erörtert und ggf. an die einzelnen Projektbereiche weitergegeben werden. Auch könnte das Kuratorium die Einrichtung einer Schriftenreihe unter dem Titel «Beiträge zur Rankeforschung» anstreben. In diesem Zusammenhang könnten z.B. die Erstellung einer mustergültigen Ranke-Biographie angeregt werden, ebenso Werke zur Erforschung der - womöglich nach Ländern differenzierten - Ranke-Rezeptionsgeschichte.
Ein derartiges breit angelegtes Projekt ist ohne erheblichen personellen und finanziellen Aufwand nicht zu bewältigen. Es müßte als ein «Verbundprojekt» angelegt werden, das von einem Leitungsgremium unter der zentralen Federführung eines Ordinarius als Hauptherausgeber gelenkt wird, dem zugleich ein kleines, aber leistungsfähiges Ranke-Editionsbüro unterstehen sollte. Der Hauptherausgeber wäre dem Kuratorium gegenüber verantwortlich. Das Ranke-Editionsbüro hätte die Betreuung innerhalb des Projekts und seiner Einzelherausgeber zu übernehmen und zu koordinieren, zudem die Einhaltung der im Kuratorium festgelegten formalen Editionsvorgaben zu überwachen. Es wäre - in Verbindung mit den einzelnen Herausgebern - zuständig für die redaktionelle Aufbereitung der Ergebnisse hinsichtlich einer Veröffentlichung, die sowohl in Buchform als auch als CD-Rom erfolgen soll. Die digitalisierte Aufbereitung erscheint für eine zeitgemäße Edition unverzichtbar: Sie ermöglicht eine schnelle und fast unbegrenzte Erschließbarkeit der Texte, weit über das hinausgehend, was selbst ausführliche Register im traditionellen Sinne leisten können. Überdies ermöglicht eine elektronische Verarbeitung die Veröffentlichung diverser Ausgaben desselben Werkes und könnte so die Rekonstruktion vielsagender, spezifischer Veränderungen erleichtern.
4.) Erwartetes Ergebnis
Die oben geschilderten Aufwendungen sind nötig, um die Überlieferung der Ranke’schen Texte erstmals von dem bisherigen Stückwerk-Charakter zu befreien und die Einzelteile gemeinsam mit noch ungedruckten Quellenbeständen in einer Edition zusammenzufügen, die endlich den in der Geschichtswissenschaft geltenden strengen kritischen Ansprüchen genügt. Nur auf der Grundlage eines derart aufgearbeiteten Oeuvres ist die dringend erforderliche Historisierung Rankes, die Einordnung seiner Schriften in den zeitgenössischen Kontext und ein vorurteilsfreier Umgang mit dem «Gründervater» der modernen Geschichtswissenschaft und seinen Texten überhaupt möglich. Um einen möglichst öffentlichkeitswirksamen «Erstauftritt» des Editionsvorhabens zu gewährleisten, wird die Durchführung eines «Inauguralkongresses» zum Stande und zu den Perspektiven der Ranke-Forschung für sinnvoll gehalten. Dieser Kongress, der nach dem Muster des Editionsvorhabens in 5 Sektionen gegliedert wird, sollte zugleich die Gelegenheit zu einer international angelegten Bestandsaufnahme der Ranke-Forschung unter besonderer Berücksichtigung des Profils dieses Editionsprojekts bieten.
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[1] Als Beispiele mit vielen weiteren thematisch relevanten bibliographischen Hinweisen: Wolfgang J. Mommsen (Hg.): Leopold von Ranke und die moderne Geschichtswissenschaft. Stuttgart 1988; Georg G. Iggers und James M. Powell (Hg.): Leopold von Ranke and the shaping of the historical discipline, Syracuse 1990.
[2] Erst 1949 kam es jedoch zu zwei separat publizierten umfangreichen Briefeditionen: Walther Peter Fuchs gab die damals bereits bekannten, weit verstreut publizierten Ranke-Briefe heraus, wohingegen - im Sinne einer Arbeitsteilung - Bernhardt Hoeft bzw. Hans Herzfeld die noch ungedruckte Korrespondenz zusammengetragen haben.
[3] Dr. Birgit Aschmann, Gottfried Braasch, Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch, Dr. Volker Dotterweich, Alfred Dünisch, Priv.-Doz. Dr. Jürgen Elvert, Dr. Beate Gödde-Baumanns, Dr. Jürgen Große, Dr. Jens Hohensee, Dr. Hans-Christof Kraus, Priv.-Doz. Dr. Frank-Lothar Kroll, Prof. Dr. Ulrich Muhlack, Prof. Dr. Michael Salewski, Prof. Dr. Klaus Schwabe, Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann, Dr. Siegfried Baur, Priv.-Doz. Dr. Horst Walter Blanke, Dr. Thomas Brechenmacher. Verhindert, aber an einer Mitarbeit interessiert zeigten sich ferner: Prof. Dr. Hans Fenske, Speyer, Prof. Dr. Ernst Schulin, Freiburg/Br.